Basiswissen Desinfektion, Desinfektionsmittel, Probleme beim Einsatz von chemischen Desinfektionsmitteln, Luftdesinfektion, Raumluftdesinfektion 

Täglich nimmt der Mensch Nahrung zu sich:

-ca 0,8-1,5kg feste Nahrung

-ca 1,6-3l Flüssigkeiten

-ca 20-30 kg Luft (>20.000 Liter) 

Bei unserem wichtigsten Nahrungsmittel, der Luft, ist Hygiene ebenso unverzichtbar wie andere Aspekte unserer Ernährung. Nur können wir bei Luft nicht immer so wählerisch sein, wir müssen Atmen, was uns vorgesetzt wird.

Niemals würden wir verkeimtes Wasser anrühren, genauso würden wir keine verdorbenen Lebensmittel essen. Sind wir bei der Atemluft weniger anspruchsvoll? Mit der Coronakrise wandelt sich dieses Bewusstsein.

Was ist ein Keim?

Krankheitserreger, in der Medizin auch als Keime bezeichnet, sind Mikroorganismen oder subzelluläre Erreger, die in anderen Organismen gesundheitsschädigende Abläufe verursachen. Krankheitserreger können Algen, Bakterien, Parasiten, Pilze, Prionen, Protisten, Viren oder Viroide sein.

Desinfektion

Nicht nur Oberflächen und Wasser, auch Luft lässt sich desinfizieren. Aber was versteht man unter Desinfektion und wie kann man diese klassifizieren? Laut dem Deutschen Arzneibuch (DAB) bedeutet Desinfektion: „totes oder lebendes Material in einen Zustand versetzen, dass es nicht mehr infizieren kann“. Desinfektion macht einen wesentlichen Teil der antiseptischen Arbeitsweise aus

Technisch wird zwischen Desinfektion und Sterilisation unterschieden. Von Desinfektion spricht man bei einer Keimreduktion in einem festgelegten Testverfahren mit bestimmten Prüfkörpern um einen Faktor von mindestens 10−5, das heißt, dass von ursprünglich 1.000.000 vermehrungsfähigen Keimen (sogenannten koloniebildende Einheiten (KbE)) nicht mehr als zehn überleben .

Log-Reduktion

Reduktion in %

Reduzierung von 100.000.000 Mikroorganismen auf

1

90

10.000.000

2

99

1.000.000

3

99,9

100.000

4

99,99

10.000

5

99,999

1.000

6

99,9999

100

7

99,99999

10

8

99,999999

1

Eine log10-Stufe ist eine Maßeinheit für Keimreduktion um jeweils eine Zehnerpotenz: Eine log10-Stufe reduziert die vorhandene Keimmenge um 90 %; von der Ursprungspopulation 100 haben lediglich zehn überlebt. Das Händewaschen mit Seife entspricht zwei log10-Stufen und reduziert damit die Keimzahl um 99 %. Eine Desinfektion wird erst mit etwa vier bis sieben log10-Stufen erreicht.

 

Physikalische Desinfektionsmittel

Thermische Desinfektion:

Die meisten lebenden Krankheitserreger (Mikroorganismen) lassen sich durch ein Erhitzen mit ausreichend hohen Temperaturen abtöten.

Desinfektion durch Bestrahlung:

Ebenfalls ist eine Desinfektion durch ionisierende Strahlung, wie UVC-Licht oder Gammastrahlen, möglich.

Mechanische Desinfektion

Auch durch die mechanische Zerstörung oder Filterung von Krankheitserregern kann ein Medium desinfiziert werden. Dies findet etwa durch Homogenisierung, Ultraschall, Mikro- und Ultrafiltration statt.

Plasmadesinfektion

Die Anwendung von Niedertemperaturplasma ist eine Technologie zur Desinfektion mit kaltem Plasma, die bei einer Temperatur von unter 100 °C zeitsparend auch antibiotikaresistente Erreger sogar durch die Kleidung abtöten kann.

Oligodynamie

Metall-Kationen wie Quecksilber, Silber und Kupfer zeigen ebenfalls eine desinfizierende Wirkung auf viele Krankheitserreger.

 

Probleme beim Einsatz von chemischen Desinfektionsmitteln

Resistenzen

Desinfektionsmittel müssen professionell und strategisch verwendet werden. Unsachgemäße Anwendung kann zu Resistenzen führen, wenn insbesondere Wirkstoffkonzentration und Einwirkzeit und damit der Keimreduktionsfaktor zu gering sind (Selektion robuster Stämme). Oft weisen gegen Desinfektionsmittel widerstandsfähige Bakterien auch eine erhöhte Antibiotikaresistenz auf.

Schädigung der Haut

Gewohnheitsmäßige Anwendung von Desinfektionsmitteln zur Reinigung der Hände im Haushalt kann neben die Gesundheit bedrohenden Keimen gleichzeitig die Hautflora zerstören, welche z. B. gegen Dermatosen schützt. Verwendet man stattdessen nur Seife o. ä., so wirken die enthaltenen Tenside weniger desinfizierend (mikrobiozid), als dass sie die Wasserlöslichkeit von Verschmutzungen erhöhen. Seife entfernt eher den zuletzt von außen eingetragenen Schmutz als die dauerhaft vorhandene und erhaltenswerte Hautflora.

Auswirkungen auf die Umwelt

Wenn Desinfektionsmittel bedenkenlos im Haushalt eingesetzt werden oder Reste davon nicht richtig entsorgt werden, gelangen sie in Flüsse oder Kläranlagen und stören dort das wichtige Zusammenspiel einer Vielzahl von Bakterienarten, wodurch die Reinigungswirkung (in den Klärbecken oder in den Gewässern) herabgesetzt wird. Viele Desinfektionsmittel (z. B. Phenol) wirken zudem ökotoxisch auf Gewässer.

Weitere „Nebenwirkungen“ von Desinfektionsmitteln

Manche Wirkstoffe von Desinfektionsmitteln können die menschlichen Schleimhäute, insbesondere die Nasenschleimhaut irritieren. Beispiele sind Chlor sowie Benzol und Phenol, wie auch andere Aromaten.

Bei allen Desinfektionsmitteln geben die auf dem Etikett befindlichen Gefahrenpiktogramme und -hinweise Auskunft über spezifische Gefahren der Substanz. Viele dieser Mittel sind ätzend, reizen die Haut und/oder Schleimhäute, oder sie sind entflammbar oder sogar explosiv oder können in Mischung mit anderen Haushaltsreinigern giftiges Chlorgas freisetzen. Darüber hinaus sind manche Desinfektionsmittel humantoxisch oder karzinogen (Aldehyde, Phenol), und manche können Allergien hervorrufen. Oxidierende Wirkstoffe wie Peroxide oder Halogene können bestimmte Metalle angreifen.

UVC: die sicherste Alternative zu herkömmlichen Verfahren für die Raumluftdesinfektion

UVC-Licht ist Strahlung mit einer kurzen Wellenlänge von 254 Nanometern, das sich – sofern sicher, sauber und leistungsstark genug eingesetzt – hervorragend zur mikrobiologischen Desinfektion eignet. Durch die Bestrahlung mit UVC wird das Erbgut (RNA) von (Corona-)Viren zerstört und die Vermehrung der Viren blockiert. Das UVC inaktiviert sie, sie können sich nicht mehr vermehren und sind somit nicht mehr infektiös.